Hörgewohnheiten

(Eine Abhandlung über die Entwicklung neuer Klangsynthesizer von Hagen Grabowski)

 

Musik ist Energie, die beim Zuhörer Emotionen erzeugt. Diese Emotionen führen zu einem Ausgleichsvorgang, an dessen Ende Zufriedenheit und Ausgeglichenheit stehen sollte.

Musik sollte ein friedliches Medium sein. Selbst wenn Musik tragische Themen verarbeitet, so kann sie als Kunstform nur in einem friedvollen Geist zur Ausgeglichenheit und Entspannung führen.

Als Künstler stehen ihnen alle nur denkbaren und unvorstellbaren Mittel zur Verfügung, mit Musik sämtliche Emotionen abzubilden oder zu erwecken, die ganz tief in ihnen schlummern und auf ihre Darstellung warten. Wenn sie den Mut und die Phantasie haben, in Ihrer Komposition auf menschlichen Gesang und auf Worte zu verzichten, sind es nur noch die Klänge und Töne, die Ihre Zuhörer in ihrer eigenen Phantasie beflügeln werden und nicht Worte, die uns immer in die Nüchternheit des denkenden Verstandes hineinzwängen. Wenn sie nicht auf menschliche Stimmen verzichten wollen, so verwenden sie nur gesungene Vokale, die international sind und viele Menschen ansprechen werden. Je weniger ihre Musik personifizierbar und in eine musikalische Schublade sortierbar ist, um so weniger wird sie sich nachäffen lassen. Wenn Sie die Größe haben, ihre Sounds nur für ihre Musik zu verwenden und Soundkopien wegen der analogen Direkteinspielung gar nicht erst möglich sind, haben sie neue Musik geschaffen.

In letzterem Fall dürften die daraus folgenden Ausgleichsvorgänge gigantische Dimensionen annehmen, denn wenn sie musikalischen Erfolg haben, folgen diesem Erfolg auch schnell die Neugier und der Neid. Die Schwestern Neugier und Neid werden mit allen Mitteln versuchen, an ihre Sounds heranzukommen, mit denen sie Erfolg hatten. Das erfolglose Geschwisterpaar wird sie erst dann in Ruhe lassen, wenn es begriffen haben wird, daß sie vorgesorgt hatten und von vorn herein überhaupt keine Soundkopie erstellt werden mußten, weil sie nur Origilalsounds mehrspurig eingespielt hatten.

Die Einzelspuren nützen Niemandem, weil Soundsamples wegen des Transponiereffektes schnell als Kopie enttarnt werden könnten und sie nie Einzelsamples von jedem Ton erstellt hatten, weil sie analog mit Tastatur eingespielt hatten. Weder sie selbst, noch jemand anderes wäre in der Lage, bei mehr als 100 Reglerknöpfen ihres nicht speicherbaren Analogsynthesizers mit einer Aufwärmzeit von minimal 30 Minuten irgend einen Sound nachzuempfinden, den sie intuitiv in einer ihrer Kompositionen nicht nur eingespielt, sondern auch noch variiert hatten.

Das werden Menschen, die erst im digitalen Zeitalter zur Welt gekommen sind nur schwer begreifen, doch sie werden es hinnehmen müssen.

Denken sie an Klänge mancher alter Kinofilme, die mal gruselig, mal mystisch und manchmal komisch einzigartig waren und blieben, weil sie nur mit einem einigen existierenden Prototypen eines Mixtur-Trautoniums eingespielt wurden, das später verschrottet wurde, weil Niemand mehr darauf spielen konnte.

Filmbühnen werden auch aufgebaut, benutzt, demontiert und dann recycled. Warum nicht auch ein einzigartiger Synthesizer Prototyp ? Selbst wenn der Synthesizer 100 000 Euro gekostet hat, so ist das im Vergleich mit Ihrem Worldwide Copyright für ihren Musikerfolg nur ein Bruchteil des Kaufpreises.

Gemessen an ihrem Erfolg können Sie den Synthie dann auch einem Museum spenden und für ihren nächsten Erfolgstitel dann einen anderen Prototypen verwenden, der dann ein völlig anderes Klangspektrum enthält.

Menschen lieben das Einzigartige. Das Nachmachen von Einzigartigem mag dem Komponisten schmeicheln, doch es nützt ihm nichts. Auch ein Künstler hat das Recht auf ein gutes Einkommen.

Sichern sie sich ihre Copyrights nicht nur durch Notare sondern auch durch die Einzigartigkeit ihrer Sounds. Wenn kein Mensch ihre Sounds hat, kann auch niemand anderes, als sie selbst über ihre Musik verfügen. Verzichten sie auf Massenkopien und verkaufen sie ihre Musik in ihrer eigenen Vertriebsfirma nur gegen Gebot. Wenn die Gebote nachlassen, komponieren sie einen neuen Titel u.s.w. Verkaufen sie ihre Musik wie Honig aus eigener Imkerei und nicht wie Mineralwasser aus dem Supermarkt. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf Einmaligkeit und auf Spaß an der Sache.

Da sie der Komponist sind, steht auch nur ihnen der Erfolg zu. Wenn Ihnen die Sache wegen der großen Nachfrage dann doch über den Kopf wächst, können sie immer noch eine Vertriebsfirma beauftragen.

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